In der alten Turnhalle des Horst-Eckel-Hauses sind dumpfe Schläge zu hören. Frauen rufen: „Geh weg!“, „Lass das!“. Was geht da vor sich?
Die Frauen schlagen nach Anweisung eines zertifizierten Krav Maga Trainers auf Pratzen ein, üben die Abwehr von Angriffen und machen durch Rufen auf die Situation aufmerksam. Der zweitägige Workshop ist Teil der Maßnahme „Frauen aktiv in die Zunkunft„. Die Frauen sollen ein stärkeres Selbstwertgefühl un einen Sinn für Eigenverantwortung entwickeln und lernen, in Gefahrensituationen richtig zu reagieren und sich zu verteidigen.
Die Teilnehmerinnen sind langzeitleistungsbeziehende Frauen sowie Frauen im Kontext der Fluchtmigration aus dem Bereich des SGB II, die an der arbeitsmarktpolitischen Maßnahme „Frauen aktiv in die Zukunft“ der IKOKU GmbH teilnehmen.
Ziel dieses Projektes ist die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit der Frauen. Die Teilnehmerinnen sollen an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, um sich langfristig vom Jobcenter zu emanzipieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Rahmen von persönlichen Coachinggesprächen wird mit Hilfe eines Förderplans an der individuellen Situation jeder Teilnehmerin gearbeitet. Dabei stehen die Frauen in ihrem Alltag multiplen Herausforderungen gegenüber und auch die Jahre der Pandemie haben oftzu einer Verschärfung der Problemlagen geführt.
Flankiert werde die individuellen Fördergespräche durch Qualifizierungsmaßnahmen. Die Themenvielfalt ist groß: „Gesundheit ganzheitlich“, „Europa und ich“, „Aspekte der Schuldenvermeidung“, „Medienkompetenz“ sind einige der Module, die sowohl in Online-Schulungen als auch im Präsenzunterricht vermittelt werden. Dabei ist „AKTIV“ das ausschlaggebende Wort: die Frauen bringen sich und ihre Erfahrungen ein, sie bereiten z.B. Kurzreferate vor und halten diese vor der Gruppe.
Die Vermittlung in Arbeit ist kein explizites Ziel der Maßnahme. Doch Frauen, die sich auf den Weg in eine bessere Zukunft gemacht haben, lassen sich nicht so leicht aufhalten. So haben bereits 40 Frauen am Projekt teilgenomen. Fünf Frauen haben eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen, eine Teilnehmerin hat einen Minijob. Zehn Teilnehmerinnen absolvierten ein Praktikum uns sind nun besser auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Insgesamt haben 18 Frauen das Projekt verlassen. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Frauen selber: Arbeitsaufnahme, Teilnahme an einer weiterführenden Qualifizierung, Schwangerschaft und Elternzeit, gesundheitliche Probleme oder fehlende Mitwirkung.
Die laufende Maßnahme, die durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus sowie durch das Jobcenter Kusel gefördert wird, endet am 31.12.2023. Aktuell läuft das Ausschreibungsverfahren für die Durchführung der Maßnahme ab 1. Januar 2024.